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Gudrun Thiessgestorben am 7. November 2022

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Es ist dann doch anders gekommen, als wir es eigentlich gedacht hatten. Aber vielleicht ist es auch gut so, dass Gudrun nun gehen konnte. Ihr Leben war sehr schwer geworden in den vergangenen fasst 3 Jahren. Und es war spürbar, dass sie nicht mehr die Kräfte aufbringen wollte, noch einmal hier wirklich zurück ins Leben zu kehren, nach dem Tod ihres Hansis.

Schauen wir erst einmal auf den Weg zurück, den sie gegangen ist: Am 20. Oktober 1936 wurde Gudrun in Chemnitz ihren Eltern in die Arme gelegt, damit sie ihr den Weg ins Leben öffnen. Zusammen mit ihren 6 Geschwistern hat sie dort die Jahre ihrer Kindheit verlebt.

Die Schule hat sie dort besucht und mit 14 Jahren abgeschlossen. Anschließend arbeitete sie in der elterlichen Glaserei und besuchte die Berufsschule.

Schon früh begann sie zu arbeiten. Damals vielleicht nicht so ungewöhnlich. Eine Zeit hat sie dann als Verkäuferin gearbeitet und eine entsprechende Ausbildung abgeschlossen.
Aber dann beschloss sie, die große weite Welt zu entdecken, es zog sie in den Westen. Sie war damals noch nicht volljährig, ihre Eltern waren trotzdem einverstanden. Eine wichtige Rolle bei dieser Entscheidung spielte unser Vater, ihr Bruder Günter, mit dem sie ein sehr enges Verhältnis verband. Bei den Eltern unserer Mutter, seiner Verlobten Johanna konnten beide wohnen. Und Arbeit fand sie bei Kaisers Kaffee in Augsburg.
Augsburg war aber nur eine kurze Station, bald ging es weiter nach Hamburg. Hier wohnten inzwischen Günther und Johanna – und Arbeit fand sich auch hier, zunächst bei Walter Messmer.

Das sollte dann ihr Leben entscheidend verändern, denn hier kümmerte sich Hansis Mutter sehr um sie. Eine mütterliche Kollegin, die die junge Frau etwas unter ihre Fittiche nahm, sie zum Essen und auch mal über die Wochenenden einlud. Und so lernte sie ihren Mann Hansi kennen und lieben.
1967 haben beide geheiratet. Eine lange, glückliche gemeinsame Zeit war beiden vergönnt. Gudrun hatte einen Mann gefunden, der sie auf Händen trug, bis zuletzt alles versuchte, um für sie da zu sein. Beide waren perfekt aufeinander eingespielt. Wobei Gudrun in vielem diejenige war, die gestaltete. In Hansi hatte sie einen Mann, der dabei an ihrer Seite stand.

Gudrun war ausgesprochen gesellig. Es fiel ihr nicht schwer, Kontakte zu knüpfen, Menschen kennenzulernen und Freundschaften zu begründen. Wo immer sie hinkam, lernte sie Menschen kennen. Und noch mehr: Sie hielt unendlich viele Kontakte. Auf Reisen sind Freundschaften entstanden, auf der Kur, bei der Arbeit natürlich, beim Kegeln und beim Sport.
Und vor allem hielt sie auch die Kontakte zu ihrer Familie. Sie schrieb Karten, telefonierte und machte Besuche. Oft war sie in der DDR, fuhr mit ihrer Schwester und Familie in den Urlaub – und hatte einen Mann an ihrer Seite, der sich daran freuen konnte und alles mittrug. Gudrun hielt viel zusammen.

Kinder sind den Beiden nicht geschenkt worden. Aber so haben sie sich um andere Kinder aus der Familie und dem Freundeskreis gekümmert. Die Nichten wurden verwöhnt. Wo Haus und Hof oder Kinder zu hüten waren, da waren die beiden zur Stelle.

Gudrun war eine sehr offene und herzliche Frau. Hilfsbereit und freundlich. Sie kochte gerne und backte. Sie brachte zu Einladungen einen Kuchen mit, oder sicherheitshalber auch gleich zwei. Sie lud gerne Menschen ein und beherbergte sie über Nacht.

Bis zum Ruhestand hat sie gearbeitet. Nach Messmer bei Valvo. Danach eine Zeit im Haushalt von Familie Kramer, wo sich eine Freundschaft mit der Tochter des Hauses entwickelte, die bis zum Schluss hielt.

Schließlich begann sie bei Karstadt, hier blieb sie bis zur Rente. Immer adrett und gepflegt, zuverlässig und verantwortungsbewusst. Karstadt wurde ihr Leben. Sehr viele Bekanntschaften und Freundschaften sind dort entstanden, die natürlich auch über den Ruhestand hinaus gepflegt wurden. Sie veranstalteten regelmäßige Kaffeenachmittage für die Karstadt-Rentner-Gang.

Mit Hansi zusammen ist sie viel gereist und hat viel gesehen. Auch im Ruhestand haben beide ein gutes Leben gehabt. Viel wurde unternommen. Der Polizeiball gehörte zum Jahresplan dazu und Holiday on Ice. Sie machte mit in einer Tanzgruppe und es wurde gekegelt, Rad gefahren und Walking im Park.
Ein reiches Leben mit ganz vielen Beziehungen.

Nun sind Beide wieder vereint.
Es war nicht einfach, sie gehen zu lassen. Aber ich glaube, es ist am Ende gut, wenn man alles dafür tut, dass ein Mensch gut im Leben sein kann. Aber wenn man dann auch akzeptiert, dass unsere Bemühungen an Grenzen kommen können.
Und so gilt es nun, Gudrun und Hansi loszulassen, sie freizugeben.

Wer sie besuchen möchte:
Öjendorfer Friedhof, Friedhofsbereich 4, Grabfeld 6, Grab 51